Meerliebe 2.0

Meine Meersehnsucht ist immer da. Aber manchmal wird sie ganz besonders stark, und wenn dann ein freier Tag und trockenes Wetter zumindest kein Dauerregen zusammenfallen, gepaart mit relativer Schmerzfreiheit, hält mich eigentlich nichts mehr. Gerne schleppe ich jemanden mit, wie den Liebsten, Jasmin oder Anny. Manchmal fahre ich aber auch einfach allein los.

So geschehen am gestrigen Tag. Der Wecker schmiss mich um halb sieben raus und um sieben saß ich im Auto Richtung Egmond aan Zee. (Jaja, ich weiß, da bin ich doch ständig. Na und? Es ist quasi mein 2. Zuhause, und wenn ich nicht entdecken, sondern nur genießen will, geht es dorthin. )
Wen’s interessiert: A3 hoch Richtung Emmerich/Arnhem (nach der Grenze wird die Autobahn zur A12), weiter bis Utrecht, dort Wechsel auf die A2 Richtung Amsterdam, kurz vor Amsterdam auf die A9 Richtung Haarlem/Schipol, runter am Ring Alkmaar auf die N9 (gut zu erkennen am riesigen AFAZ-Fußball-Stadion), Beschilderung im großen Kreisverkehr Richtung Egmond aan Zee folgen.
Leider hatte ich nicht bedacht, dass ich an einem ganz normalen Montag vermutlich in den Berufsverkehr geraten würde. Und so saß ich dann zwischen der Grenze und Utrecht erstmal fest. Naja. Bütterken und Kaffee dabei, Hörbuch an, halb so wild. Danach war aber freie Fahrt, und um viertel nach Zehn fuhr ich endlich über die Strandpromenade, winkte dem Meer das erste Mal zu und parkte schließlich am Kennedyboulevard.

(Dort habe ich mit meinen Eltern jahrelang in einer Mietferienwohnung gewohnt, in der obersten Etage mit Blick vom Balkon direkt auf den täglichen Sonnenuntergang, und als wir 1998 aus heiterem Himmel erfuhren, dass die Wohnung verkauft sei und die neuen Besitzer nicht mehr vermieteten, habe ich mich in den Schlaf geheult. Aber es war ja „nur“ die Wohnung verloren, nicht mein geliebtes Dorf, also habe ich neue Wohnmöglichkeiten ausprobiert: auf dem Campingplatz, in Zimmern mit Frühstück und Sommerhäusern. Und dabei zweifelsfrei festgestellt: „Egmond is‘ immer schön!“)

Von der angekündigten Bewölkung war nichts zu sehen, ein wenig Hochnebel vielleicht, ansonsten: Sonne pur! Herrlich. Die Regenjacke wanderte direkt mal aus dem Rucksack auf den Autositz, und dann zog ich los.
Der erste Gang führte mich (natürlich!) zum Strand, wo ich sogleich von einer Möwe und einem Schiff und einem kleinen, gelben Bötchen bezaubert wurde…

Ein Stück den Strand hinauf (um kurz vor elf übrigens noch erfreulich menschenarm) kraxelte stolperte und kullerte ich eine Düne hinauf, um meine Decke auszubreiten und erstmal nur zu gucken und zu hören und zu riechen.

Ausblick Egmond rechtsDas war meine Aussicht nach rechts…

Ausblick hinter mir…das war hinter mir…

Ausblick Egmond links…das nach links…

Aussicht Egmond vorn…und das war meine Aussicht nach vorn. Hach.
Ich hatte mir ein Buch mitgebracht, das ich aber immer mal wieder zur Seite legte, um die Augen zu schließen und nur zu genießen. (Ich hatte übrigens auch Kopfhörer für Musik dabei. Aber braucht frau die, wenn doch Meeresrauschen allgegenwärtig ist? Eben.) Kennt ihr das? Man vergisst wirklich die Zeit, und wenn man ganz viel Glück hat, auch Stress und Hektik und Lärm.
Als dann gegen Mittag mein Bäuchlein die hehre Stille mit einem unfeinen Knurren unterbrach, packte ich erstmal wieder alles ein und lief (barfuß ❤ ) zurück am Strand Richtung Dorf (und entdeckte freudig das gelbe Bötchen vom Morgen, jetzt auf „hoher See“).

Im „Het Wapen van Egmond“ ließ ich mir dann ein Broodje Gezond (das ist ein wahlweise weißes oder braunes Brot mit Kochschinken, Gouda, Salat, Gurke, Tomate und Ei) und einen Cappuchino schmecken und machte mich danach auf in den Ort.

Cappuchino im Wapen van EgmondIch brauche diesen Spaziergang jedes Mal, obwohl ich die Voorstrat schon so lange kenne. Irgendwie ist sonst ein Besuch in Egmond nicht vollständig. Dort bestaunte ich die hübsche Auslage eines Blumengeschäftes, verliebte mich in einem Dekoladen in eine Kommode und fand eine bezaubernd-verwucherte Hinterhofidylle.

Den Tag abgeschlossen habe ich aber nach diesem Spaziergang natürlich am Meer…
…und angedacht war, den Abschluss mit einem Bild voll goldener Abendsonne zu krönen… Hmpf. Hat meine kleine Kamera aber anders entschieden. Beziehungsweise die Batterien für „Low Power Products“, die ich ihr aus Versehen zugeführt hatte. Gut. Dann kommt eben ein Bild vom Vormittag an den Schluss und das Versprechen, dass ich die Tage noch mit einer Begebenheit um die Kurve komme, die sich gestern am Meer zugetragen hat. Die verdient aber einen eigenen Post. Bis ganz bald also!

Herzlichst, Sunny

Strandblick